Am 19. 08. 1952 erblickte ich das grelle Licht des Kreissaales in Berlin - Friedrichshain und da mir jegliches Mitspracherecht entzogen war , kam ich sofort unter die führsorgliche Obhut meiner Eltern. Die nächsten sieben Jahre verbrachte ich frei von allerlei Streß , ( wie Kindergarten und so ) zuhause bei meiner Mutter am Küchentisch , wärend mein Vater sich täglich zur Arbeit davonstahl , um unseren Lebensunterhalt zu verdienen. Ein von ihm geerbtes Zeichentalent, das er besonders an den Wochenenden förderte , versetzten mich gegen Ende dieser Jahre in die Lage, Dutzende Bögen Stullenpapier und gelegendlich den Tisch mit beeindruckenden Werken zu versehen.
Dann kam der September 1959, der erste brutale Eingriff in mein Leben! Ich wurde aus meinem behüteten Nest gerissen und für zehn Jahre verpflichtet eine Schule zu besuchen. Ich will über diese Zeit nicht viele Worte verlieren, außer das es mir die ersten zwei Jahre hervorragend gelang die Lehrer mit sehr guten Noten zu täuschen , um den Rest in unglaubliche Faulheit zu versinken. Einzig der Zeichenunterricht , Erdkunde und Deutsch konnten mich bis zu einem gewissen Grade fesseln. Mit vierzehn Jahren kopierte ich das damals noch Rembrandt zugeschriebene Selbstbildnis , rettete so meine Eins und riss die Lehrer aus ihren Socken.
Zehn Jahre waren vergangen, als die nächste Härte mich traf. Nachdem ich meine letzte Heldentat bei der Zeugnisausgabe vollbracht hatte , indem ich bunt gekleidet wie John Lennon unter all den Blauhemden erschienen war, wurde es ernst. Mit diesem Gruselpapier in der Hand und ohne Abitur blieben mir die Tore zum Künstlerparadies verschlossen. Damals wußte ich noch nicht , das es nicht nur darauf ankam.
Also tagte der Familienrat. Nach heftigen Debatten lag folgender Beschluss vor : Ich sollte mich in einem nahegelenen Großbetrieb für eine Lehre als Maschinenbauer bewerben. Stahl , Öl und Feile gegen Farben ,Pinsel und Staffelei. Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen. Doch es geschah ein Wunder , ich wurde angenommen !
Über die folgenden zwei Jahre will ich nicht viel Worte machen, ich hatte kaum ausgelernt als man mir auch schon den Helm für den Ehrendienst überstülpte und mich mit einer kalten , metallenen Dame namens Kalaschnikow verheiratete. Nach wenigen Wochen wurde ich glücklicherweise zum Kartenzeichnen abkommandiert wo sich meine Sicherheit im Linienziehen und Schönschreiben enorm verbesserte ! So gesehen waren die anderthalb Jahre vielleicht doch nicht ganz umsonst.
Kaum vom Wehrdienst entlassen fand ich mich in einer großen Halle an einer Werkbank mit Hocker wieder. Letzterer rief bei mir immer wieder ein Grinsen und Kopfschütteln hervor , weil von den Chefs erwartet wurde, das man sich NICHT draufsetzte.
Die Jahre vergingen , genauer gesagt über dreißig wo ich am Schraubstock werkelte , in der Schweißerei blitzte und Funken versprühte, hämmerte und schraubte. Ich sammelte Befähigungen , Nachweise , fuhr Stapler und wechselte die Firmen. Mittendrin heiratete ich und bekam wenig später eine süße Tochter ( beide Frauen haben mich übrigens auch heute noch lieb ) und endlich - die Mauer öffnete sich !
Ach , ja , zwischendurch gelang es mir noch einmal in einem Kulturhaus als Leiter eines Zeichenzirkels Fuß zu fassen. Ich war damals mit zweiundzwanzig Jahren bestimmt einer der Jüngsten dieser Zunft, und stolz auf den Zulauf an Jugendlichen die sich in ihrer Freizeit sinnvoll beschäftigen wollten. Die lockere Art und Weise wie ich ihnen die künstlerische Tätigkeit schmackhaft machte sprach sich wohl ziemlich weit herum denn eines Tages erschien eine Abordnung des Kulturministeriums und begutachtete sowohl meine Aktivitäten wie auch die der Zirkelteilnehmer. Kurz und gut , wenig später erhielt ich ein Schreiben in dem mir unter anderem vorgeworfen wurde , das der sozialistische Alltag leider keinen Eingang in meine Zirkelarbeit fände, und man schlug mir deshalb bei einstweiliger Suspendierung den Besuch eines Lehrgangs unter fachkundiger Anleitung vor. Darauhin legte ich die Zirkelleitung nieder.
Seit Mitte der neunziger Jahre , und verstärkt nach meinem fünfzigsten Geburtstags ( wo , wie bekannt , das Finden vernünftiger Arbeit immer schwieriger wird ) widme ich mich ganz der zeichnerischen Tätigkeit. Werbegrafik , Malerei und plastische Arbeiten treten die letzten Jahre aber hinter meiner wahren Liebe , dem Entwickeln von Comic - Charaktere und deren Geschichten zurück.
Es entstanden Penny und Pennyly , die Geschwister mit den Talerkleidchen ( 2000 ) , die Rabengasse ( 2003 ) , die Herzihasen - Famaly ( 2005 ) , Johnny Lampe and Friends ( 2007 ) und Herzohrhase ( 2008 ).
Das sollte genügen - alles andere entnehmt bitte den Bildtafeln. Tschüss - HELBURN
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